Hirschbrunft beobachten: Gut gebrüllt, alter Platzhirsch

Wer nicht zufällig im Dunstkreis von Jägern oder Förstern lebt, selber einer ist oder in unmittelbarer Nähe zu einem rotwildreichen Revier lebt, der wird, wenn überhaupt, nur per Zufall einmal in den Genuss kommen, dem König der deutschen Wälder in der Paarungszeit, der Hirschbrunft, zu begegnen. Es sei denn, man begibt sich an einen Ort, an dem das alljährliche Schauspiel offiziell und in freier Wildbahn beobachtet werden kann…

Die Hirschbrunft beobachten – mit dem nötigen Respekt für ein empfindliches Naturereignis

Mit Glück hört man die Hirsche im September/Oktober bei einer herbstlichen Wanderung röhren aber ein unerfahrener Beobachter würde bei dem Versuch, sich dem Treiben zu nähern, nicht nur wenig Chancen auf Erfolg haben, sondern vielmehr das Geschehen stören, indem er es durch mangelnde Erfahrung beunruhigt und so den Brunftplatz und das umliegende Gelände in Unruhe versetzt.

Einen einzelnen „Besucher“ verkraftet so ein Ort durchaus mal aber wenn täglich mehrere unbedarfte Beobachter dieses Naturschauspiels aufsuchen, ist es irgendwann um es geschehen. Deshalb gilt es vor allem, mit Respekt für das Wild und die Natur, Umsicht walten zu lassen, wenn man die Brunft in deutschen Wäldern beobachten möchte. Man unterschätzt als Laie, wie viele Faktoren es zu beachten gilt, wenn man sich heimischem Wild störungsfrei nähern will, abgesehen davon, dass bereits das unbefugte Nachstellen von Wild in Deutschland den Straftatbestand der Wilderei erfüllt. Jäger, Förster und Wildbiologen kennen die Verhaltensweisen des Rotwildes (und auch der anderen Wildarten) sehr gut und richten sich längst nicht nur nach dem passenden Wind, der allein schon enorm wichtig zu beachten ist.

Auch die Kenntnis der Wechsel, also der Wege, über die das Wild zum Brunftplatz einkehrt und ihn wieder verlässt, ist enorm wichtig. Die Uhrzeiten, zu denen es sich bewegt, die Orte, an denen es zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs ist, der Fortschritt der Brunft, die Art, wie man sich selber tarnt und bewegt sowie viele andere Faktoren entscheiden darüber, ob man stiller Beobachter ist oder schädlicher Störenfried.

Hirschbrunft beobachten

Die Beste Lösung: Offizielle Beobachtungsplätze für die Hirschbrunft

Wie aber kommt man dann in den Genuss dieses großartigen Naturschauspiels, ohne die Natur unnötig in Unruhe zu versetzen? Eigentlich ist es gar nicht schwer, man muss nur den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort kennen, denn es gibt eigentlich in ganz Deutschland Orte, an denen die Hirschbrunft beobachtet werden kann, ohne sie zu stören – wenn man sich an die dort jeweils herrschenden Regeln hält. An diesen Orten haben Rotwild-erfahrene Förster, Jäger und Biologen mit viel Arbeit Konzepte entwickelt, die das Annähern von Mensch und Tier mit geringstmöglicher  Störung zulassen. Die Deutsche Wildtierstiftung hat eine deutschlandweite Liste der öffentlich zugänglichen Hirschbrunft-Plätze zusammengestellt, an denen Naturfreunde das Röhren der Hirsche, die Rivalitätskämpfe und die teilweise beeindruckend großen Kahlwildrudel ohne Komplikationen erleben können. Mit der Bereitschaft, etwas Fahrtzeit in Kauf zu nehmen und einen schönen herbstlichen Tagesausflug daraus zu machen, gibt es über die gesamt Republik verteilt solche Orte in erreichbarer Distanz.

HIrschbrunft

Wenn es zu viel wird, heisst es Rücksicht nehmen

Ein Ort für dieses Erlebnis heißt „Dreiborner Hochfläche“ und befindet sich im Nationalpark Eifel, der sich auf einer Fläche von über 100 km² im nördlichen Teil der Eifel zwischen Monschau, Simmerath, Heimbach und Schleiden erstreckt. Die Rotwild-Aussichtempore am Rande der Haupt-Brunftplätze ist eigentlich eine großartige Möglichkeit, dem Wild so nahe zu kommen, wie es ohne Störung machbar ist. Allerdings ist Dreiborn leider auch ein Beispiel dafür, welche Folgen es hat, wenn sich Besucher nicht an die Regeln halten und nicht zuletzt auch, wenn es einfach zu voll wird.

Während der Hirschbrunft sind alle Wege in unmittelbarer Nähe der Brunftplätze zum Schutze der Tiere gesperrt. Leider ist es im Nationalpark Eifel in den letzten Jahren so stark zu Beunruhigungen durch schlecht informierte und rücksichtslose Beobachter gekommen, daß die Brunft erheblich gestört wurde und das Wild sehr viel heimlicher geworden ist. Der Andrang ging so weit, daß die Nationalparkverwaltung inzwischen daran arbeitet, den Besucherstrom zu reduzieren um dem Rotwild wieder eine ungestörte Brunft zu ermöglichen. Daher empfiehlt es sich, im Sinne des Naturschutzes, lieber auf andere Orte auszuweichen und im Nationalpark Eifel wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen, bis wieder ausgewogene Verhältnisse herrschen.

Die Alternative: Wildparks mit Hirschbrunft-Garantie

Zwei Alternativen ganz in der Nähe sind zwar nicht ganz so in freier Wildbahn aber dafür kommt man sehr viel näher ans Geschehen heran, ohne Unruhe zu stiften: Im nahe gelegenen Kommern gibt es nicht nur das weithin bekannte Freilichtmuseum, sondern auch einen Wildpark, in dem sich die Hirschbrunft aus geringerer Distanz beobachten lässt. Bei Daun, ebenfalls in der Eifel, bietet sich sogar ein Wildpark an, der mit dem Auto befahrbar ist. In langsamer Fahrt geht es mit dem eigenen Fahrzeug durch verschiedene Gehege. In regelmäßigen Abständen finden sich Aussichtemporen, von denen man Blick über die Brunftplätze hat. In der Hirschbrunft kommt man hier wahrscheinlich so nah ans Wild wie sonst nirgendwo und kann auch ohne Fernglas das Verhalten der Hirsche und des Kahlwildes studieren.


Links zum Thema:

Deutsche Wildtierstiftung
Unter rotwild.org findet sich eine Liste offiziell besuchbarer Brunftplätze in Deutschland

Wildpark Daun
Mit dem Auto befahrbar und nicht nur in der Brunft einen Besuch wert. Neben Rotwild lassen sich viele andere heimische Wildarten bis hin zum Wisent beobachten

Hochwildpark Rheinland in Kommern
Neben röhrenden Hirschen lassen sich hier auch Elche, Dam- und Sikawild sowie Schwarzwild beobachten