Burg Pyrmont

Wanderung Pyrmonter Felsensteig

Am Wochenende wurde es uns zu Hause mal wieder zu eng und wir mussten raus. Wandern! Nichts Großes, nur etwas für einen erfüllten Tag. Da ich schon des Öfteren Wandertouren gegangen bin, die ich auf der Seite traumpfade.info empfohlen bekam, schaute ich mir dort auch dieses Mal einige Vorschläge, insbesondere den Pyrmonter Felsensteig, an.

Die Seite Traumpfade.info ist wirklich sehr informativ und gibt, wenn man wenig Zeit oder Lust hat, seine Route selber zu planen, schon sehr schöne Routen vor, die man einfach abwandern kann. Die Traumpfade befinden sich alle in den Regionen Rhein, Mosel und Eifel und sind Rundwege. Jeder Pfad wird genau beschrieben, inklusive der Parkmöglichkeiten am Startpunkt, der Adresse dazu fürs Navi, ÖPNV Anbindungen, Angaben über Höhenmeter usw. und sogar der Streckenverlauf lässt sich als GPS-Track für z.B. eine entsprechende Smartphone App, herunter laden. Wir schauten uns mehrere Wandertouren an und entschieden uns dann für den Traumpfad mit dem wohlklingenden Namen Pyrmonter Felsensteig, da er eine angenehme Länge von 11,2 km hat und als mittelschwer angegeben wird. Gesagt, getan und so machten wir uns am nächsten Morgen, gestärkt durch ein kräftiges Frühstück, auf die Socken.

Die Anreise verlief reibungslos. Als Reiseziel gaben wir den Parkplatz der „Pyrmonter Mühle“ ins Navi ein. Als wir ausstiegen überraschte und die Hitze, die schon am Morgen über dem Land lag. Die Sonne gab wirklich alles und dank meiner Frau (Männer denken an sowas nur selten) hatten wir eine ordentliche Sonnencreme dabei. Hütchen auf und los ging‘s.

Der Start führte uns auf einer Landstraßenbrücke, auf deren Brüstung ein kleines Kapellchen aufgesetzt ist, über den Elzbach. Die Brücke heruntergeschaut, sah man schon das alte Fachwerk der Pyrmonter Mühle, die aber unser Endpunkt werden sollte, an dem wir unsere gekühlte Wanderbelohnung nach getaner Wanderschaft einnehmen wollten. Wir gingen also weiter ein kurzes Stück an der Landstraße entlang und schlugen uns dann, den sehr guten Beschilderungen folgend, rechts in die Büsche, einen schmalen Pfad den Hang hinauf und machten so erst einmal ein paar Höhenmeter. Weiter ging es dann über eine Wiese, an deren Ende wir die K35 querten und wieder in einem kleinen, lichten Waldstück verschwanden, welches dann an einem Feldweg endete. Ab hier wanderten wie munter über die Felder. Im schönsten Sonnenschein und bei leichtem Wind waren die goldgelben Getreidefelder eine wahre Augenweide. Ackerpflänzchen wie Mohnblumen, Kornblumen und Ackerwinden gaben den passenden Rahmen und bildeten schöne Farbtupfer im ansonsten vorherrschenden Gold und Gelb. Da der Pyrmonter Felsensteig über den Hügelkamm des Heidbergs führt, hatten wir eine wunderbare Panoramaaussicht, wie man sie sich für das sanfthüglige Gelände nicht schöner vorstellen kann.

Mohnblume im Korn
Farbtupfer im Korn

Bester Laune pilgerten wir an einem alten Kreuzweg entlang bis wir zu einer, im Gehölz versteckten Kapelle gelangten, auf die eine Schautafel hinwies. Ein Kerzchen konnten wir nicht entzünden, da die Kapelle völlig verfallen und somit nicht mehr in Gebrauch war. Schade eigentlich, denn eine Sanierung würde dem Kapellchen sicherlich zu neuem Glanz verhelfen und so könnte es auf diesem Wanderweg ein kleines Highlight darstellen. Gegenüber der Kapelle saß ein älterer Herr, der, wie sich herausstellte, angrenzendes Land besaß, welches er bewirtschaftete. Nach einem freundlichen „Guten Tag!“ kamen wir ins Gespräch über die Kapelle, die leider nicht auf seinem Land stand, denn ansonsten, so versicherte er uns, sähe das alles ganz anders aus. Vom Hölzchen auf‘s Stöckchen kommend, erklärte uns der Herr, dass wir uns gerade auf einer uralten Römerstraße befanden, welche damals für die Eroberer die kürzeste und beste Verbindung zwischen Mosel und Rhein herstellte. Der Rhein einerseits, da hier Kastelle und Städte wie Köln, Bonn aber auch Neuss und Xanten lagen (und immer noch liegen) und die Mosel andererseits, da hier z.B. Trier lag und liegt.

Böse Zungen behaupten, dass es den Römern nur um den Wein ging, den sie an der Mosel anbauten und dieser über die Römerstraße nach Köln transportiert wurde. Ein zu profaner Grund, wie wir fanden, aber schmunzeln kann man schon darüber. Münzfunde und sogar eine Statue hätte man links und rechts der Straße aufgetan und auf meine Frage hin gab mir der Mann auch einen plausiblen Grund. Östlich von Naunheim liegt ein riesiges Tal. Dies bildete für die Römer aufgrund seiner topografischen Lage und dem daraus resultierenden Klima, die Kornkammer für die stationierten römischen Legionen. Klar, Soldaten müssen essen, wie jedermann. Das zu bewirtschaftende Land brauchte Menschen, die dies taten, welche wiederum in Häusern lebten und die den sich durch ihre Arbeit mehrenden Reichtum mit schönen Skulpturen zur Schau stellten. Allerdings hatte man auch immer Angst vor Überfällen, so dass man hier und da ein Töpfchen Gold- oder Silbermünzen vergrub. Und all dies wird dann Jahrhunderte später wieder ans Licht befördert. Manchmal einfach nur beim Pflügen eines Ackers.

Panorama Sammetzkopf
Blick vom Sammetzkopf

Nach dieser interessanten Geschichtsexkursion ins Reich der Römer mussten wir aber wirklich weiter, denn ein bisschen Pyrmonter Felsensteig hatten wir ja noch vor uns. Also marschierten wir bis zum hohen Kreuz am Sammetzkopf, vor dem Wanderer auf zwei Bänken Platz nehmen und pausieren können. Die Aussicht von hier oben war phänomenal und so verweilten wir in Ruhe.

Kurze Zeit liefen wir durch das Naturschutzgebiet am Juckelberg, der auch Aussicht bot und geprägt war von Ginsterbüschen und etwas Wald. Ab hier führte uns der Pfad steil bergab und wir staunten nicht schlecht, als uns ein ganzer Trupp Feuerwehrmänner in voller Montur entgegen kam. Die Jungs schwitzten doch ordentlich unter ihren Helmen und den Feuerlöschern auf den Schultern. Ein sehr skuriles Bild muss man sagen. Einer der Jungs fragte uns, ob wir ein Feuer gesehen hätten. Naja, kein Feuer, aber eine alte Feuerstelle an einer Schutzhütte, ist aber noch ein ziemliches Stück den Hügel hoch. Das würde Ihnen nichts ausmachen war die Antwort, die man aber aufgrund der heraushängenden Zunge und des Schnaufens kaum verstehen konnte. Gut, wir wollten den Einsatz nicht weiter behindern und zogen weiter.

Ab jetzt streiften wir durch das Elzbachtal, auf schmalen Pfaden durch einen wunderbaren wild gelassenen Wald. Dieser Auenwald, das Plätschern des Elsbaches, die Hitze des Tages, all das fügte sich zusammen zu einem magischen Moment. Immer weiter am Bach entlang, passierten wir die Klippen der Teufelskammer. Nur sehr selten treffen wir hier und da auf andere Wanderer und haben das Gefühl, fast den ganzen Wald für uns zu haben. Wir machen Höhenmeter, die uns aber kaum anstrengen und kommen mehr oder weniger plötzlich an die Burg Pyrmont. Groß und stolz reckt sie sich gen Himmel und man kann sich vorstellen, dass dieses Bild auf mittelalterliche Angreifer sehr frustrierend gewirkt haben muss. Diese Burg einzunehmen wäre sicherlich nicht leicht gewesen. Wir freuten uns auf ein kühles Getränk, denn in der Burg gibt es Gastronomie.
Doch leider: “Öffnungszeiten: Sonn- und Feiertags“. Wir hatten aber Samstag und damit waren wir erstens dazu verdonnert, das warme Wasser aus unseren Trinkflaschen zu trinken und zweitens auf das Highlight einer Burgbesichtigung verzichten zu müssen. Das war zwar schade, aber wir ließen uns davon den Spaß an der Wanderung natürlich nicht verderben. Wohl auch, weil wir ja noch die Pyrmonter Mühle auf unserem Weg hatten und wussten, dass diese geöffnet hatte. Beseelt von der Vorstellung eines eiskalten, alkoholfreien Weizenbieres, welches an der Pyrmonter Mühle auf mich wartete, kam beste Laune auf und auch meine Frau ließ sich nicht enttäuschen und freute sich schon auf Ihren Eiskaffee.

So marschierten wir gut gelaunt entlang des Weges und wunderten uns über die Längstriefen in der Felswand neben uns. Die einzige Erklärung, die wir dafür hatten war, dass hier der Fels wohl viel weiter auf den Weg ragte und per Handarbeit Stück für Stück abgetragen wurde, um den Weg entweder zu verbreitern oder sogar erst zu erschaffen. Die immens zahlreich vorhandenen Riefen könnten Meißelspuren sein. Hochinteressant, denn wenn all das wirklich mit Hammer und Meißel abgeschlagen wurde, muss es ewig gedauert haben. Darüber sinnierend gingen wir an den Endspurt und erreichten kurze Zeit später unser Ziel: Die wunderschöne Pyrmonter Mühle. Dies ist ein Platz zum Märchen filmen. Ein wunderschöner, malerischer Ort. Das Foto hier unten zeigt die Märchenfilmperspektive. Im Vordergrund der kleine Weier, dahinter die Wasserfälle des Elzbaches, die aufgrund der anhaltenden Trockenheit recht mager stürzten, links die Mühle im Fachwerk, rechts oben das kleine Kapellchen und über allem thront wuchtig die Burg Pyrmont. Ein Idyll, welches ich so noch nie gesehen hatte.

Märchenhafter Blick auf die Pyrmonter Mühle
Malerische Sicht auf die Pyrmonter Mühle

Wir machten also dieses Foto und gingen dann zur Mühle. Hier bekamen wir einen Platz auf der Terrasse und wurden prompt und dazu sehr freundlich bedient. Da saßen wir also. Glücklich und zufrieden, in malerischer Kulisse, mit Blick auf den Weier. Und natürlich bekam ich mein alkoholfreies Weizen und mein Frau ihren Eiskaffe. Wie gut es uns, mit dem Pyrmonter Felsensteig hinter uns, bei dieser Hitze schmeckte, muss ich wohl nicht großartig erwähnen.

Als Fazit sei gesagt, dass der Pyrmonter Felsensteig ein Traumpfad ist, der dieses Prädikat verdient hat. Abwechslungsreiche Landschaft mit vielen schönen Aussichten wechselt sich ab mit den Auenwäldern des Elzbachtals und verschafft einem immer wieder neue Eindrücke. Auch mit Kindern ist dieser Weg zu schaffen, sofern sie ein wenig Ausdauer haben. Bei feuchtem Wetter könnte es im Tal hier und da vielleicht etwas rutschig werden. Hungrige und durstige Wandersleut sollten bedenken, dass es nur an der Pyrmonter Mühle Einkehrmöglichkeit gibt oder an der Burg Pyrmont, dort aber nur an Sonn- und Feiertagen. Beides liegt, je nachdem wie herum man den Rundweg geht, am Ende oder am Anfang der Tour. Dazwischen gibt es nichts. Aber bei 11,2 Kilometern ist das auch nicht unbedingt nötig. Ein paar Stullen aus dem Rucksack und eine Flasche Wasser retten einen über die angenehmen Strapazen. Ich denke, den Pyrmonter Felsensteig werde ich sicherlich noch einmal wandern.